E-Fake für den Frieden



Dieser Text braucht wirklich eine Vorbemerkung. Er entstand 2003 für eine Verbraucherplattform. Dort gab es seinerzeit unter den Nutzern häufig Streit wegen sogenannter Fakes. Ein Fake konnte ein kopierter Text aus dem Netz sein, aber auch ein Bericht über ein Produkt, das der Autor im Leben noch nicht in Händen gehalten hatte. Interessant war das deshalb, weil die Texte nach der Zahl der Lesungen durch andere Mitglieder der Community mit Centbeträgen vergütet wurden. Und wer einen Text zu einem beliebten, hoch vergüteten Produkt veröffentlicht hatte, konnte damit Geld verdienen. Das war zwar eher Kleingeld, aber man nimmt, was man bekommen kann.

Zu Fakes neigten besonders Mitglieder der Community, die im Grunde nicht bis drei zählen konnten, aber geradezu versessen auf Centbeträge und Renommee in der Community waren. Sie beherrschten alle erdenklichen Formalien, schmückten ihre Texte mit typographischem Zinnober aus, biederten sich schamlos bei ihren Leserinnen und Lesern an und bekamen dafür nicht nur Community-Punkte und einen bunten Punkt als virtuelles Rangabzeichen, sondern - auch gerne mal einen Haufen Ärger mit ähnlich raffgierigen Wettbewerbern.

In dieser Situation rief ein Community-Mitglied (nennen wir ihn einfach mal Gregor) dazu auf, solche Fakes einmal auf die Spitze zu treiben und damit den alltäglichen Unsinn zu persiflieren. Dabei kamen einige sehr hübsche Texte zusammen. Ich habe mich ebenfalls daran beteiligt und mich redlich bemüht, alle Dummheiten der parodierten Küchentisch-Texterei in meinen Beitrag zu packen. Man mag es glauben oder nicht: So fern vom Alltag dieser Plattform war das Ergebnis leider gar nicht. Mich gruselt es heute noch, wenn ich daran denke, was ich dort alles an (ernstgemeinten) Texten gelesen habe. Das hier ist aber tatsächlich nur zur Unterhaltung geschrieben.



Hallöle an alle meinen lieben Leserinnen und Leser *ggg*. Ich habe mir überlegt, was ich heute mal schreiben kann, und da bin ich auf eine Sache gekommen, die es ned bei Aldi gibt (wenigstens glaub ich das *lol*). Nein, auch nichts von Fackelmann (Scherz) oder Maggi oder Müller Milch oder so. Ich schreibe euch heute also einen Bericht über eine ernste Sache. Das soll man auch ernst nehmen. Also wer mit hilfreich oder so einem Schrott bewertet, den melde ich ans QM und entziehe das Vertrauen. Aber solchen Leuten vertrau ich sowieso nicht.

1. Vorwort
2. Einleitung
3. Aussehen
4. Klang
5. Meine Meinung
6. Fazit

*•*•*•* 1. Vorwort *•*•*•*

Also das steht schon oben, muß ich hier nicht wiederholen, oder *smile*?

*•*•*•* 2. Einleitung *•*•*•*

Vor ein paar Tagen habe ich morgens so rumüberlegt, was ich an dem Tag für meinen Liebsten (ihr wißt schon: Mike) und zum Testen einkaufen kann. Es soll ja schmecken und auch neu und interessant sein. Auch wenn es nur einen Cent bringt oder so.

Da rief meine Oma an. Meine Oma ist eine alte Frau, und sie hat so Vorlieben für Sachen, die alte Frauen mögen. Da fragt sie mich am Telefon (sie hat ja angerufen, wißt ihr noch?), ob ich mit ihr in die Oper gehen will. Also meine Oma ist eine total liebe Frau, aber ich wollte trotzdem eigentlich nicht. Ich bin ja noch ned so alt. Und Oper ist doch eher was für Leute, die alt sind und früher mal studiert haben. Und studiert hab ich auch nicht. Na ja, mal Einzelhandelsassistentin gelernt, sach ich immer, aber mit studieren hat das nichts zu tun, oder? *lach* Na, und was glaubt ihr? Meine Oma läßt nicht locker. Die kann ganz schön stur sein, obwohl sie ja total lieb ist. Sie wollte eigentlich mit ihrem Bekannten gehen (*grinz* ihr wißt schon) und hatte die Karte schon. Aber der kann nicht, weil er Prostata hat und immer so oft ganz lange aufs Klo muß, und da ist Oper nichts für ihn, meint er. Ja, wenn die Karte schon gekauft ist, mach ich das mal, hab ich gedacht und ja gesagt.

Das war jetzt schon ganz schön lang für eine Einleitung, aber ihr müßt ja wissen, warum ich da überhaupt hingegangen bin.

*•*•*•* 3. Aussehen *•*•*•*

Aussehen paßt eigentlich nicht so, aber ihr kennt das ja von mir (Fakerschutz: © dummbatzen78). Da will ich euch nicht durcheinanderbringen. Meine Oma hatte gesagt, ich soll mich gut anziehen, weil eine Oper etwas Kulturelles ist (sagt sie), und deshalb habe ich wirklich lange im Schrank gewühlt und die schöne malvenfarbene Glanzleggings und den Flitterpulli von H&M angezogen und mir die Haare nochmal schön blond gemacht. Meine Oma hat ganz schön gestaunt, als sie mich gesehen hat, aber nichts gesagt, weil es ihr bestimmt die Sprache verschlagen hat, so gut sah ich aus. Und schön geschminkt (meine Oma hat später gesagt, wie die Leute auf der Bühne, und das fand ich wieder total lieb von meiner Oma).

Die Oper ist erst mal ein Haus. Ein ziemlich großes mit vielen Lampen und Glastüren am Eingan und in der Halle. Die Halle mit dem Treppenhaus kam mir auch ziemlich groß vor, aber das hat einen Grund (erzähl ich später noch *bg*). Wir haben also unsere Jacken abgegeben, weil man die in der Oper nicht so über den Stuhl hängt wie sonst immer, und die Frau an der Garderobe hat ganz schön geschwitzt, bis sie meine tolle Helly-Hansen-Jacke auf dem Bügel hatte *lol*. Dann hat sie gesagt, das wäre ein ungewöhnliches Stück hier, und meine Oma hat ja gesagt, und dann sind wir in den eigentlichen Opernsaal gegangen. An der Tür hat jmand gestanden, der die Karten abgerissen hat. Das kenne ich ja aus dem Kino, aber der hatte eine total lustige Uniform an. Aber auch cool, wie in einem teuren Hotel in Filmen. Meine Oma hat gesagt, wir haben Parkett, was ich lustig fand, weil: Parkett ist ja was für den Fußboden. Das heißt aber in der Oper nur, daß man unten sitzt und nicht auf dem Balkon. Das fand ich etwas schade, weil in Filmen immer Leute auf dem Balkon sitzen und dann mit einem kleinen Fernglas gucken und sich Sekt bringen lassen. Das geht unten wohl nicht so gut, aber meine Oma hatte ja die Karten bezahlt.

So meine Lieben, und dann saßen wir auf unseren Stühlen, die so ähnlich wie im Kino waren. Aber sonst war alls viel teurer gemacht und echt superedel. Überall war Holz mit Verzierungen an den Wänden und Vorhänge, obwohl gar keine Fenster da waren. Und oben an der Decke (die war ganz schön weit oben *lol*) hingen riesige Lampen mit vielen Glasstücken. Die möchte ich nicht saubermachen müssen, da braucht man sicher eine ganz lange Leiter für. Und die werden auch bald ausgemacht, da würde man eigentlich nicht so viele Lampen brauchen. Aber das ist wohl auch wegen der Kultur und weil die Karten so teuer sind. Die Stühle waren alle aus echtem Holz mit tollem dunkelrotem Samt drauf. Möchte nicht wissen, was da der Meter bei Karstadt kostet (Fakerschutz: © dummbatzen78). Und auch sonst war alles wie gesagt superedel, aber auch irgendwie für alte Leute. Aber das paßt ja ganz gut.

*•*•*•* 4. Klang *•*•*•*

Bevor irgendwelche Musik anfing, hat mein Handy geklingelt. Mit diesem total süßen Klingelton, den ich mir letztens runtergeladen habe. Mike war dran. Ich hab ihm aber gesagt, daß das jetzt total ungünstig ist, weil die Musik gleich anfängt. Er hat dann gefragt welche Musik, und ich hab ihm gesagt Musik in der Oper, und dann mußten wir beide ziemlich lachen.

Meine Oma hat dann gesagt, ich soll das Handy ausmachen. Und sie hat geguckt wie früher, wenn ich vor dem Essen vom Nachtisch gnascht habe. Aber sie hat dann nichts mehr gesagt, weil alte Leute sind ja selbst vergeßlich, und da hat sie wohl Verständnis dafür gehabt, daß Mike nicht mehr wußte, daß ich an dem Tag mit meiner Oma weggehen wollte. Dann hat die Oper angefangen, also die Musik. Zuerst mal ein ganz langer Ton mit sicher fünfzig Geigen, die gleichzeitig das gleiche gespielt haben. Dann wurde die Musik etwas bewegter, war aber total traurig und irgendwie unheimlich. Das ging ewig so weiter, bis irgendwann Leute auf der Bühne waren und dermaßen laut gesungen haben, daß ich mich echt erschrocken hab. Und das war auch noch ohne Mikros. Einfach so. Mal haben alle zusammen gesungen, dann wieder nur einer, gesprochen wure auch - irgendwie alles wie in einem echten Musical, nur ohne Schlagzeug und so. Die Leute, die gesungen haben, waren total alt angezogen, viele Männer mit Schwert und so einem Blechhelm.

Und cool war, daß die deutsch gesungen haben und ned italienisch. In Filmen singen die Leute in der Oper immer italienisch oder so. Dann versteht man nichts, aber die Kleider sind da meistens schöner. Mit Goldverzierungen. Bei dieser Oper hatten die Leute so graue Sachen an wie die Dorfbewohner bei Dracula. Manchmal eben mit Schwert und Blechhelm. Lustig *lol*. Ich habe nicht ganz verstanden, worum die Handlung ging, weil die Leute so beim Singen schreien mußten (logisch, ohne Mikro), daß ich sie nicht gut verstehen konnte. Außerdem haben die Stimmen so gewackelt (ich kann das jetzt nicht gut beschreiben, aber meine Oma sagte später, das müßte so sein bei der Oper). Auf jeden Fall kam am Anfang einer mit einem Schiff gefahren und dann gab es Streit, und er und eine Frau mußten Gift trinken, aber es war kein Gift, sondern so ein Zeug, was einen geil macht. Aber das war eigentlich für einen anderen, und da liebten sich die beiden und durften es eigentlich nicht. Irgendwie süß und total traurig. Dann ging es später noch mit Action weiter, und sie wollten mit dem Schwert kämpfen wie in einem Ritterfilm. Aber der Mann vom Anfang war irgendwie zu blöd und ist dem anderen in as Schwert gefallen und war fast tot. Später war er dann richtig tot, und die Frau war auch tot, als sie das gesehen hat - einfach so, nicht wegen einer Krankheit oder so. Das war so ähnlich wie bei unserem Meerschweinchen, als das andere gestorben war. das wollte dann nicht mehr fressen und ist irgendwann gestorben. Aber bei der Oper ging das schneller (logisch, irgendwann wollen die Leute auch wieder nach Hause).

Die Musik war meistens langsam, so wie bei Balladen, die ich ja eigentlich nicht so mag, weil sie langsam sind und ich nicht tanzen kann (na ja, Mike will dann immer tanzen und faßt hinten an meine Leggings, aber das mag ich nicht, wenn so viele Leute zugucken). Zwischendurch war Pause, und da sind wir nach draußen und haben Sekt getrunken. Deshalb ist auch das Treppenhaus so groß (hab ich ja gsagt, daß das einen Grund hat *lol*), weil alle Leute da standen und was getrunken haben. Viele haben meine Anziehsachen angesehen. Das fanden die wohl cool, weil sie selbst eher alt waren und auch so angezogen. Meine Oma hat sich die Bilder an den Wänden angeguckt und manchmal auch zu mir rübergeguckt. Aber ganz ernst, weil die Oper ist ja auch ernst.

Nachher ging die Musik weiter, und ich war ziemlich gschafft, als es vorbei war und die nettesten Leute tot da lagen. nachher sind sie aber wieder aufgestanden und haben sich mit den anderen zusammen verbeugt, und alle haben geklatscht. das war cooler als im Kino, weil man da ja meistens nicht klatscht. Auch der Mann, der den Geigern sagt, wie schnell sie spielen sollen, kam auf die Bühne und hat sich verbeugt. Das war auch gut so, weil der stand die ganze Zeit mit seinen Geigern und anderen Musikern in einem großen Loch - da sah man den teuren schwarzen Anzug gar nicht, den er sich bestimmt extra für so was gekauft hat.

*•*•*•* 5. Meine Meinung *•*•*•*

Ihr müßt jetzt nicht glauben, daß ich jetzt immer in die Oper gehe, aber ich fand das mal cool. Sich schick machen und dann Musik ohne Mikro und ohne Schlagzeug hören, das ist mal was anderes. Na gut, wenn da Leute sterben, ist das nicht so lustig, aber wenn Mike sich seine Filme anguckt, sterben viel mehr Leute mit mehr Blut, da darf ich mir wohl auch mal Musik mit Opfern angucken. Ich fand die Oper total abgefahren und cool. Das ist mal was anderes. Mike müßte ich damit nicht kommen, dafür müßten wohl noch mehr Leute in der Oper sterben *lol* (natürlich nicht echt, aber ihr wißt schon). Aber mit meiner Oma war das total süß, und zwischendurch hat sie sogar geweint und sich mit einem Taschentuch aus Stoff die Augen getupft. Meine Oma ist ein Schatz, auch wenn sie schnell mal losheult.

Ich habe meiner Oma nachher gesat, daß das ganz einmalig war. Und meine Oma hat genickt und gesagt, daß es auch eine einmalige Sache bleiben soll. Meine Oma versteht mich total gut! (Fakerschutz: © dummbatzen78) Manche Sachen waren natürlich auch nicht so gut. Die Handlung war ziemlich wirr, und ich hätte sie besser verstanden, wenn viele Sätze gesprochen gewesen wären und nicht gesungen. Aber das ist ja beim Musical genauso *g*. Zwischendurch wurde immer von einem Becher gesungen, aber das war eher so ein Kelch wie in der Kirche. Da hätte man wohl mal was am Text machen müssen (ich mach mir ja auch Mühe bei meinen Texten für ciao). Und die Frau, die nachher gestorben ist, wurde von einer gespielt, die aussahe wie die Verkäuferin an der Käsetheke bei real, obwohl sie eigentlich eine jüngere Frau spielen sollte, in die sich ein Mann total romantich verliebt *grinz*. Aber ich glaube, das reicht insgesamt trotzdem für vier Sterne.

*•*•*•* 6. Fazit *•*•*•*

Also Fazit bedeutet noch mal ein Satz zum Schluß, hat mir meine Lieblingsvertraute *winke* erklärt, also kommt ein Satz (oder mehr) am Schluß: Oper ist schon cool, aber es ist einmalig, also sollte man nicht zu oft hingehen. Man kann sich toll anziehen, Musik ohne Mikro gesungen hören (aber trotzdem oft total laut) und zwischendurch Sekt trinken. Und meine Oma finde ich jetzt noch süßer also sowieso schon. Und ich glaube, sie versteht mich nach diesem schönen Abend auch noch besser als vorher (sie mußte dann leider schnell ein Taxi nehmen, weil sie vergessen hatte, ihr Bett zu machen).

Also Leute: geht mal in die Oper. Und sonst: Man liest sich *zwinker*. Ich freue mich wie immer auf eure lieben Kommentare! LG eure Nicky-Viola