Ich liebe meinen iMac!



Apple iMac G4 (Modell „Schreibtischlampe“)



Dieser Text ist 2003 bei ciao.de erschienen. Ich habe dort nicht viele Produktbesprechungen veröffentlicht, aber in diesem Fall wollte ich einmal ausprobieren, ob man kalkuliert einen sogenannten „Diamanten“ erschreiben kann, eine Auszeichnung für die besten Berichte des Monats. Das hat funktioniert, und es ist nicht allzu schwer. Das Rezept verrate ich hier allerdings nicht.


Da stand er also, mein neuer iMac. In einem Anfall seltener Großzügigkeit hatte sich mein Arbeitgeber entschlossen, allen Redakteuren einen neuen Computer zu spendieren. Jetzt, nachdem ich ein paar Monate damit gearbeitet habe, kann ich guten Gewissens sagen, daß ich damit rundum glücklich bin. Ich arbeite seit etwa 10 Jahren mit Macintosh-Computern aus dem Hause Apple - sowohl in der Redaktion als auch privat. Ich habe das nie bereut; im Gegenteil: Viren, Würmer und Systemabstürze sind für mich exotische Mythen, nahezu jede Mac-Software integriert sich mustergültig in die Systemumgebung, die Programmauswahl ist exzellent. Und man kann einfach mit den Geräten arbeiten, spielen oder kommunizieren, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an das Innenleben des Computers zu verschwenden. Doch hier soll es um den iMac gehen und nicht um Apples Produktstrategien. Also zunächst zum Äußeren.


Edle Optik


Basis des Geräts ist eine weiße Kunststoffkuppel, etwa von der Größe einer halben Bowlingkugel. Vorne sieht man auf ein verchromtes Apple-Logo und die Frontblende des integrierten DVD-R-Laufwerks. Hinten gibt es einen Einschaltknopf und die Schnittstellen (VGA-Ausgang, 3x USB 1.1, Modem, Netzanschluß, Ethernet, 2x FireWire 400, Miniklinke für Lautsprecher, Miniklinke für Kopfhörer, Buchse für Kensington-Diebstahlsicherung). Oben und am unteren Rand befinden sich Lüftungslöcher, die im Normalbetrieb für eine Wärmeabfuhr per Konvektion sorgen - der Lüfter springt ausgesprochen selten an und die meiste Zeit arbeitet der Rechner vollkommen lautlos. Oben im Zentrum ist der massive metallene Monitorarm angesetzt. Er ist kräftig genug, um den kompletten Computer daran anzuheben und durchs Zimmer zu tragen, wenn dem Besitzer der Sinn danach steht. Aber seine eigentliche Aufgabe ist es, das Display zu halten. Hier hat Apple ein 17-Zoll-LCD mit den ungewöhnlichen Dimensionen 1440 x 900 Pixel verbaut. Das Display ist von einem weißen Rahmen und der wieder von einem transparenten Rand eingefaßt. In den Rahmen integriert ist ein Mikrofon, das lediglich durch ein kleines Loch unten links auffällt. Das Display ist schwenk-, neig- und höhenverstellbar und läßt sich so problemlos jedem Benutzer anpassen. ich bin froh, daß ich nicht mehr so einen Monitor-Klotz wie früher vor mir habe.

Mitgeliefert werden kugelförmige Lautsprecher in den Ausmaßen großer Apfelsinen. Sie bestehen aus zentimeterdickem Transparent-Acryl. Lieferant ist der HiFi-Spezialist Harman Kardon, und die Klangqualität ist angesichts der Größe exzellent. Weiterhin gibt es eine USB-Tastatur mit weißen Tasten im transparenten Acrylgehäuse und eine ebenfalls transparent-weiße optische USB-Maus. In das Keyboard ist ein Hub mit zwei Ausgängen integriert, so daß sich dort nicht nur die Maus, sondern auch mal ein USB-Stick anschließen läßt.


Innere Werte


Mein iMac kam mit einer 80-GB-ATA-Festplatte von Maxtor - für einen Einzelplatz-Mac bedeutet das einen gigantischen Speicherplatz-Vorrat (Mac-Programme und das Mac OS nehmen traditionell weniger Platz in Anspruch als ihre Windows-Pendants). Wenn es doch einmal eng werden sollte, hilft das integrierte DVD-R/CD-RW-Laufwerk aus der Klemme. Brenn- und Authoring-Software wird mitgeliefert (DiscBurner und iDVD).

Über Mangel an RAM kann ich mich auch nicht beklagen - 768 MB SDRAM sind installiert, 1 GB (über PC-133 SO-DIMMs) wären das Maximum. Angetrieben wird mein iMac von einem G4-Prozessor mit 800 MHz. Das hört sich im Zeitalter der 3-GHz-Pentiums nicht sehr flott an - aber es ist flott! Da ich keine Videos rendere und es bei Spielen nicht wahrnehmbar ist, ob sie mit 60 oder 140 fps ablaufen, bleibt mir einfach der Eindruck eines angenehm flüssigen und sehr prompten Arbeitsablaufs. Fürs Texten, Surfen, Layouten, Spielen, Musikhören und mittelschwere Bildbearbeitung reicht die Maschine bei weitem, und sie hat dann noch reichlich Leistungsreserven. Dadurch, daß bei Apple System und Hardware aus einer Hand kommen, wird die Hardware optimal genutzt, es entstehen kaum Reibungsverluste wegen irgendwelcher Kompatibilitätszwänge. Im Alltag fühlt sich der iMac einfach schnell an. Ich arbeite hauptsächlich mit Quark XPress 3.3 an Texten und Layouts, und dafür ist das Gerät erstklassig geeignet - auch dann noch, wenn man komplexe Layouts mit High-Res-Daten bearbeitet.

Keine Reserven bleiben für interne Erweiterungen. Was drin ist, ist drin, und damit Schluß. Allenfalls der Speicher läßt sich aufrüsten, alles weitere wird extern über FireWire oder USB angehängt. Ich habe bisher nichts vermißt, aber wer beispielsweise professionelle Musikproduktion mit einem Mac betreiben möchte, sollte sich eher die neuen G5-Boliden ansehen.


Praktische Arbeit


Das ist wohl das Wichtigste an einem Computer. Der iMac verhält sich hier vorbildlich - er verrichtet unauffällig, schnell und effizient seinen Dienst. Mein Exemplar gehört zu den letzten ausgelieferten iMacs, die noch unter Mac OS 9 starten können. Mir ist das sehr recht so, denn dieses System ist ausgereift, schnell und bequem zu handhaben. In Ausnahmefällen benutze ich noch 10 Jahre alte Software, und die ist (wenn sie sauber programmiert wurde) unter OS 9 ebenso perfekt in die Systemumgebung integriert wie brandneue Programme. (Ich denke, ich muß hier keinen weiteren Exkurs über das Betriebssystem unternehmen, das wäre ein eigenes Thema.) Mac OS X, das ebenfalls vorinstalliert ist, benutze ich bisher nicht. Ich habe es einmal kurz ausprobiert, und auch damit „fühlt“ sich der iMac gut an - aber ich bin eben konservativ.

Die Inbetriebnahme des Rechners erweist sich als problemlos. Einschalten, bei Bedarf ein paar Konfigurationsassistenten durchlaufen, und los geht‘s. Das dauert alles in allem keine 20 Minuten. Die Tastatur ist angenehm zu bedienen. Mir gefiel die von mir früher benutzte „Erweiterte Tastatur II“ von Apple besser, aber auch das „Pro Keyboard“ erlaubt das Schreiben langer Texte ohne Ermüdung.

Allerdings mußte ich die mitgelieferte Tastatur reklamieren lassen - die Tasten hakelten ganz furchtbar. Das Austauschexemplar funktioniert tadellos, aber trotzdem hätte ich von Apple mehr Aufmerksamkeit bei der Qualitätskontrolle erwartet. Neben der rein ergonomischen Seite muß man leider feststellen, daß gerade das hübsche Design mit transparenten und weißen Elementen der Pferdefuß der Tastatur ist - sie erweist sich als schmutzempfindlich und echte Krümelfalle. Zwar fangen alle Tastaturen Schmutz, aber bei dieser sieht man ihn, wenn man sie anhebt, ganz deutlich vor sich. Finde ich nicht gut. Sehr sinnvoll wiederum sind die Sondertasten für die Lautstärkeregelung und für das Öffnen bzw. Schließen der Laufwerkschublade.

Die Maus ist ein Kapitel für sich. Es ist eine appletypische Ein-Tasten-Maus (vom System werden aber auch Mehrtastenmäuse von Drittherstellern akzeptiert). Die Besonderheit: Die gesamte Oberschale der Maus fungiert als Taste. Ich hatte mir das sehr unpraktisch vorgestellt, aber ganz im Gegenteil läßt sich die Maus so perfekt handhaben. Eine ausgesprochen positive Überraschung. Weniger schön: Auf dem Acrylgehäuse bildet sich immer ein Schmutzfleck. Egal, wie häufig und sorgfältig man sich die Hände wäscht - da ist immer wieder ein grauer Belag. Andere User haben mir das bestätigt. Der Schmutz läßt sich leicht abwischen, aber ärgerlich und unschön ist das doch. Die Maus funktioniert optisch - man sollte kein allzu bunt gemustertes Mauspad verwenden, sonst hüpft der Zeiger schon einmal mutwillig über den Bildschirm.

Ach ja, der Bildschirm: Das TFT-Display ist ungemein praktisch. Durch sein Breitwand-Format kann man dort im Vollbild-Modus DVD-Videos mit 16:9-Bild betrachten und sieht oben und unten nur sehr schmale ungenutzte Flächen. Das Display ist auch schnell genug, um Videos zu sehen. Bei der produktiven Arbeit lassen sich aufgrund des Formats doppelseitige Layouts in sehr annehmbarer Größe darstellen. Bildschärfe, Farbtreue und Kontrast sind sehr gut. Die Helligkeit muß man allerdings herunterregeln - mir war das Display in der Maximaleinstellung viel zu grell. Die Blickwinkelabhängigkeit ist in der Horizontalen gering. In der Vertikalen macht sie sich deutlicher bemerkbar, stört aber auch hier nicht sehr. Einzig die Helligkeitsverteilung dürfte etwas besser sein. Doch deren Mängel fallen nur bei einem hellen Vollbild auf - im normalen Arbeitsalltag ist das kein Thema. Trotzdem ist das ein Haken, der beispielsweise in der digitalen Druckvorstufe unschöne Überraschungen bescheren kann.

Die Netzwerkeinbindung des iMacs geht gewohnt unkompliziert vonstatten. Der 100er-Ethernet-Anschluß tut seinen Dienst, der Rest ist ohnehin Software-Aufgabe. Wer TCP/IP konfigurieren kann, ist schon im Netz. Auch die Auswahl von Servern über TCP oder AppleTalk ist weitgehend trivial. Integriert ist auch ein 56er Modem. Ich benutze es nicht, da ich über das Netzwerk surfe und ein externes Faxgerät benutze.


Weichwaren


Sehr angenehm ist die recht komplette Softwareausstattung, die der iMac mitbringt. Neben Standardprogrammen wie Internet Explorer und Outlook Express und diversen System-Utilities sind dies:
  • AppleWorks, das hauseigene Officepaket
  • iDVD, eine DVD-Authoring Software
  • iMovie, ein Videoschnittprogramm mit Basisfunktionalität
  • DiscBurner, ein Brennprogramm für CD und DVD
  • FaXstf, ein Faxprogramm
  • Deimos Rising, ein grafisch hübsches, aber anspruchsloses Arcade-Game
  • Acrobat Reader
  • DVD Player, ein Video-Betrachter
  • iTunes, ein unauffällig erscheinendes, aber sehr mächtiges Programm zur Musikarchivierung, MP3-Codierung, für Streaming-Empfang und zur Wiedergabe archivierter Musik oder eingelegter Audio- bzw. MP3-CDs
Man sieht, daß sich Apple hier auch softwareseitig an der Idee des „digital hub“ orientiert - der iMac soll eine Art Medienzentrale sein, die Erstellung und Wiedergabe verschiedenster Formate erlaubt. Übrigens: Nicht zu vergessen ist auch die Online-Hilfe, die auf Benutzerebene kaum eine Frage zum iMac offen läßt.


Meckerei


Nichts ist perfekt, auch der iMac hat seine Ecken und Kanten. Nicht allzu viele, aber ich will hier doch einige aufzählen.

So vermisse ich z. B. die Möglichkeit, den Mac über die Tastatur einzuschalten. Das war in Zeiten der ADB-Tastaturen immer möglich, man hat es jedoch nicht geschafft, diese Funktionalität in die USB-Ära herüberzuretten.

Andere Funktionen der früheren Einschalttaste übernimmt jetzt zumindest die Taste für den Laufwerksschacht. Zusammen mit Crtl- und Befehlstaste kann sie einen Neustart erzwingen, zusammen mit der Befehlstaste einen Debugger aufrufen, mit der Crtl-Taste den Ausschaltdialog auf den Schirm zaubern. Aber das ist eben alles nicht mehr fest verdrahtet, sondern funktioniert nur so lange, wie der Mac die USB-Schnittstelle bedienen kann - bei einem der seltenen Fälle eines Absturzes ist also ein Griff hinter den Rechner zum Einschaltknopf Pflicht. Und dann meckert einen Kiste beim nächsten Start an, sie sei beim letzten Mal „nicht ordnungsgemäß ausgeschaltet“ worden ...

Das schmutzempfindliche Design hatte ich schon angesprochen - wer Wert auf ein gepflegtes Äußeres auch beim Computer legt, darf nicht zu faul im Umgang mit dem Staubtuch sein.

Manches an der eingesetzten Technik ist nicht mehr ganz zeitgemäß. Allerdings hat Apple hier bei den neuesten Modellen draufgelegt - hier werkelt jetzt z. B. USB 2.0, es gibt DDR-SDRAM und die Prozessorleistung wurde um mehr als 50% gesteigert. G5-iMacs mit deutlich höherem Taktpotential stehen über kurz oder lang ebenfalls ins Haus und bei der nächsten Upgrade-Runde wird wohl auch FireWire 800 Einzug halten.

Daß alte Schnittstellenstandards wie RS 232/422, SCSI oder ADB über Bord geworfen wurden, mag man bedauern, vor allem, wenn man noch ältere externe Hardware besitzt. Andererseits fördert die Beschränkung die optimale Hardware-Einbindung und macht die Sache stabiler. Außerdem muß man nicht wegen der Abwärtskompatibilität Kompromisse im Systemdesign eingehen.

Das gleiche gilt für den Verzicht auf ein Diskettenlaufwerk. Für manchen vielleicht schade, aber eigentlich ist die Diskette schon seit ein paar Jahren mausetot. Mit einem CD-Brenner und einem USB-Stick läßt sie sich locker ersetzen. Ich vermisse sie nicht.

Das Fehlen interner Erweiterungsplätze hatte ich erwähnt. Dies ist eine Frage des Rechner-Konzeptes. Wer auf die Verwendung von PCI-Karten angewiesen ist oder weitere Laufwerke einbauen möchte, ist mit den Tower-Modellen besser bedient.


Fazit


Ich mag meinen iMac einfach. Er sieht gut aus, arbeitet schnell genug, ist solide verarbeitet. Und er hat das gewisse Etwas, das jeden Mac von den einheitsbeigen Windows-Kisten unterscheidet.

Sicher, der iMac ist nichts für Hardware-Freaks und für die Art Systembastler, die jeden Interrupt mit Vornamen kennen. Aber wozu auch? ich kaufe mir schließlich auch keinen Fernseher, um hin und wieder ein bißchen am Zeilentrafo zu schrauben oder den Receiverbaustein zu optimieren. Ich will einfach fernsehen. So auch beim iMac: Ich will einfach arbeiten, surfen, Musik hören oder spielen. Wie die Kiste das anstellt, ist mir piepegal. Es muß funktionieren. Und das tut es beim iMac einwandfrei. Wer das auch möchte: Den iMac gibt‘s im Apple-Store zu Preisen zwischen 1400 und 2350 Euro, die Straßenpreise liegen wie immer darunter. Für alle, die bisher Knechte ihrer Windows-Kisten sind, gibt‘s bei Apple (www.apple.com/de/switch/) Tipps und (oft recht erhellende und überraschende) Informationen.