Durchaus gelungen


Barbara Dennerlein - Spiritual Movement No. 1



Alles in allem ist dieses Album sicher ein gelungener Ausflug in die Welt der Pfeifenorgel - jedoch in den einzelnen Tracks mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Am besten ist Barbara Dennerlein dort, wo sie sich den klanglichen Mitteln und den technischen Zwängen des Instruments anpaßt, am schlechtesten dort, wo sie die Nachteile wie überlagernde Schallaufzeiten und die grundsätzliche Schwerfälligkeit einer vollmechanischen Traktur zu ignorieren versucht.

An einigen Stellen wirkt die Orgel überregistriert, was zu einem verwaschenen und unnötig pompösen Klangbild führt - hier wäre eine sparsamere Registrierung besser gewesen, die sich auf zwei bis drei Stimmen beschränkt. Auf der B3 hält es Barbara Dennerlein meist so (mit Grundoktave, Suboktave, Quinte und Perkussionsregister), warum also nicht auf der Pfeifenorgel? Der Standard „Ain't Misbehavin'" beispielsweise gerät so zum sehr gewöhnungsbedürftig heruntergedudelten Zirkusmarsch - da hätte sich die Jazzerin besser ein Beispiel an dem Arrangeur Clare Fischer genommen, der 1975 auf dem Album „Clare Declares" einige Standards sehr schön auf einer nur sechsregistrigen Truhenorgel eingespielt hat.

Dort allerdings, wo Barbara Dennerlein sich vom Instrument führen läßt und einfach seinen technischen Möglichkeiten und klanglichen Angeboten folgt, ist ihr schlicht wunderschöne Musik gelungen. Sowohl in frei improvisierten als auch in eher elaboriert wirkenden Passagen kann das Instrument zeigen, was es zu bieten vermag. Die Organistin selbst erweist sich als gewohnt virtuos und demonstriert sowohl ausgelassene Spielfreude als auch fundiertes musikalisches und musiktheoretisches Wissen.

Vielleicht sollte sich Barbara Dennerlein noch intensiver mit dem Handwerk des Arrangierens auseinandersetzen, denn eine große Pfeifenorgel verlangt nach einer ähnlichen Handhabung wie ein Sinfonieorchester. Dann könnte sie aus dem Instrument noch weit erstaunlicheres herausholen. So ist es eine schön anhörbare und sehr solide eingespielte CD geblieben - aber eben kein geniales Meisterstück. Kaufen sollte man sie jedoch in jedem Fall.


Nachtrag: Diese Rezension stammt aus dem Jahr 2004. Seitdem hat Barabara Dennerlein weitere Kirchenorgel-Alben aufgenommen und etliche einschlägige Konzerte gegeben. Stand sie bei der Aufnahme von Spiritual Movement No. 1 anscheinend noch am Anfang ihrer Beziehung zu Pfeifenorgeln, so hat sich daraus mittlerweile offenbar eine sehr innige und produktive Beziehung entwickelt. Nachdem ich die Organistin im Sommer 2012 an der Klais-Orgel der Kölner Philharmonie gehört habe, bin ich überzeugt davon, dass sie das auf der besprochenen CD Gebotene mittlerweile weit übertrifft. Eine Anschaffung ist das Album dennoch nach wie vor wert.