Warum gibt man dem Mann sein Geld nicht?


Payback - Zahltag



Gibson ist immer dann am besten, wenn er in irgendeiner Weise gehandicapt ist und nicht den makellosen Helden gibt. Ob er nun depressiv ist wie in „Lethal Weapon 1" oder paranoid wie in „Fletchers Visionen" oder entstellt wie in „Der Mann ohne Gesicht". Als Gangster Porter in „Payback" ist er ein bißchen böse. Nun, um ehrlich zu sein, ist er ein bißchen sehr böse. Und er will sein Geld zurück. Das hat ihm sein Kumpel (Gregg Henry, sein Gesicht definiert seine Rolle) abgejagt und ihm zum Dank zwei Kugeln in den Rücken schießen lassen.

Porter hat ein Problem: Seine 70.000 Dollar liegen inzwischen bei der Mafia. Für deren Bosse sind das zwar Peanuts, aber man ist prinzipienfest: Was man einmal hat, das behält man auch. Doch an Prinzipientreue kann es Porter allemal mit den Herrschaften aufnehmen. Und so entwickelt sich ein geradliniger Plot von atemberaubendem Tempo. Wer nicht kooperiert, wird ins Jenseits befördert, bis man sich schließlich zum Boss der Bosse durchgeschossen hat.

Psychologische Feinheiten sucht man in diesem Film vergebens. Es gibt auch keine retardierenden Kuschelszenen mit Geigengeschrammel und Harfengeklimper. Nein, Porter will sein Geld, und so eindimensional wie dieser Wunsch ist auch die Handlung. Wer auf Porters Seite steht, ist gut, die anderen sind böse (u.a. James Coburn und Kris Kristofferson). Und zwar so böse, daß man ihnen Porters Vergeltungsorgie von Herzen gönnt.

Ich habe selten einen Film gesehen, der so schnörkellos und dabei gänzlich ohne moralische Verrenkungen auf sein Ziel zusteuert. Und ich habe mich selten so gut (und dabei so politisch unkorrekt) unterhalten lassen. „Payback" appelliert ohne jede Scham an die niederen Instinkte des Zuschauers, und das gelingt ihm perfekt. Für Gibson-Fans ein Pflichtprogramm, für alle anderen eine lohnende Entdeckung!

Die DVD ist übrigens handwerklich solide gemacht, mit gutem Bild und Ton. Die Extras sind nicht der Rede wert, und ob man nun wirklich Untertitel in 19 Sprachen braucht, sei dahingestellt. Eigentlich auch gleichgültig, denn das wichtigste auf einer DVD ist nun einmal der Film. Und der ist top.