Zwiespältiger Eindruck


American Psycho



Daß die Geschichte vom äußerlich erfolgreichen Wallstreet-Yuppie, der seine innere Leere und seine Ängste durch perfekt choreographierte, grauenhafte Morde kompensiert, eigentlich unverfilmbar ist, war klar. Eine „werktreue" Umsetzung hätte auf der Stelle zu Verbot und Beschlagnahme geführt. Doch auch abgesehen von dieser Schwierigkeit kann der Film nicht ganz überzeugen.

Sicher, die schauspielerischen Leistungen sind sehr gut, das Ambiente sehr treffsicher skizziert. Doch muß von der weit mehr als 500 Seiten dicken Romanvorlage zwangsläufig einiges auf der Strecke bleiben, was beim Zuschauer ein tieferes Verständnis für die Motive des Negativhelden Patrick Bateman geweckt hätte. Allein am äußeren Ablauf der Ereignisse ausgerichtet, wirkt der Film zuweilen hektisch und zusammenhanglose. Was der Leser des Buches an Schlußfolgerungen aus dem Geschilderten ziehen muß, wird im Film dem Nervenbündel Bateman als innerer Monolog in den Mund gelegt - das wirkt belehrend und aufgesetzt, da er tatsächlich gar nicht zu der Reflektion seiner Beweggründe fähig sein dürfte.

Der größte Pferdefuß des Film wird jedoch offenbar, wenn man sich die auf der DVD enthaltene Featurette ansieht. Hier erklärt die Regisseurin, daß man im Film (im Gegensatz zum Buch) zum Ausdruck bringen wollte, daß man Batemans Verhalten deutlich mißbilligt. So etwas kann nicht gutgehen. Man kann nicht die ungeheuerliche Selbstverständlichkeit des Mordens und das Fehlen eines schlechten Gewissens dabei glaubhaft darstellen, wenn man sich ständig davon zu distanzieren sucht.

Mein Fazit: Ein technisch und darstellerisch sehr guter bis ambitionierter Film, durchaus gekonnt inszeniert, den man aber tunlichst ansehen sollte, ehe man das Buch liest. So kann man die Sache unvoreingenommen auf sich wirken lassen und den Roman später als eine Art ergänzenden und vertiefenden Kommentar heranziehen. Andersherum wird fast zwangsläufig eine Enttäuschung daraus.