Ein faszinierendes Buch


Mary Roach – Die fabelhafte Welt der Leichen



Beim flüchtigen Hinsehen könnte man denken, daß hier die Lust am Makabren die Feder geführt hat. Dieser Eindruck ist grundfalsch. Zwar geht es in dem Buch um die „Verwendung“ von Leichen in Wissenschaft und Industrie, um Zerfallsprozesse, den Einsatz von Leichenteilen für die Forschung und Produktion - also durchaus um Themen, die vielen Lesern zumindest Unbehagen bereiten dürften. Doch schon nach den ersten Absätzen des Vorworts ist klar, daß dies eine sehr interessante und ausgesprochen informative Lektüre zu werden verspricht.

Diese Erwartung wird in jeder Hinsicht erfüllt. Mary Roach hat sich die (gar nicht mehr so selbstverständliche) Mühe gemacht, vor Ort zu recherchieren und Informationen aus erster Hand zu sammeln. Dabei läßt sie eigene Empfindungen und Wertungen einfließen, gibt aber immer eine Fülle von präzise ermittelten und gut aufbereiteten Fakten wieder. Ergänzt wird das mit hochinteressanten kulturhistorischen Exkursen und einer verblüffenden Menge an Hintergrundwissen.

Wer nun denkt, das Ergebnis solcher Präzision müsse mühsam zu lesen sein, irrt ebenfalls. Die Autorin schreibt in einem unterhaltsamen, amüsanten Plauderton, der erstaunlich gut zum Gegenstand des Buches paßt. Sie verfügt über einen sympathischen Wortwitz, gerät dabei jedoch nie in die Gefahr, sich über ihr Thema lustig zu machen. Hier ist das gelungen, was man bei populärwissenschaftlichen Büchern oft vermißt: Eine große Informationsfülle wird klar verständlich an den Leser gebracht, ohne ihn zu langweilen oder – schlimmer! – zu unterfordern. Wenn man das Buch zuschlägt, hat man wirklich etwas gelernt und wurde dabei bestens unterhalten.