500 Seiten - und doch viel zu kurz


Fanny Müller – Keks, Frau K. und Katastrophen



Wer ist eigentlich Fanny Müller? Die große Dame der deutschen Satire? Eine Alt-Emanze? Eine Hamburger Volksschriftstellerin? - Nichts von dem und doch von allem ein ganz kleines bißchen. Und das in der sympathischsten Weise.

Wie der Sammelband zeigt, fühlt sich die Autorin in der kurzen Form am wohlsten. Miniaturen, Kolumnen, kurze Kommentare zum Leben an sich und vor allem seiner norddeutschen Ausprägung lassen eine scharfe Beobachtungsgabe erkennen. Das Personal der Geschichten ist bodenständig, wirkt vertraut und wird bei aller geschilderten Komik und stellenweise sehr genüßlicher Bosheit nur selten wirklich bloßgestellt.

Fanny Müller skizziert Menschen und Situationen in knappen, treffenden Formulierungen, die schon von der ersten Seite an eine erstaunliche Vertrautheit mit dem auftrenden Personal schaffen. Egal, ob es die verschrobene Hausmeisterin, die Straßenpunks, die eigene Verwandtschaft oder das erzbürgerliche Tupperparty-Milieu ist.

Es ist ein außerordentlich verdienstvolles Unternehmen, die Bände „Geschichten von Frau K.", „Mein Keks gehört mir" und „Für Katastrophen ist man nie zu alt" zusammen mit knapp 40 bisher nur verstreut greifbaren Texten hier zu versammeln. Das Buch ist schön ausgestattet, ordentlich gedruckt und eignet sich damit (außer natürlich zum Selbstlesen) hervorragend als Geschenk.

Das einzige Manko: Viele Geschichten sind viel zu kurz, man würde gerne noch länger darin lesen – aber bekanntlich soll man ja aufhören, wenn es am schönsten ist. Und am schönsten ist es alle paar Seiten in diesem Buch.