Wen interessiert das schon ...


Johannes Gelich - Der afrikanische Freund



Ein Vorabdruck in der FAZ ist gewöhnlich ein deutlicher Hinweis auf literarische Qualität. Doch keine Regel ohne Ausnahme - dieser durch und durch ärgerliche Text markiert die Grenze des Erträglichen. Gelichs namenloser Protagonist wird zur Zeit der Festspiele vom Zufall nach Salzburg verschlagen, trifft dort einige alte Schulkameraden, wird in eine Gewalttat verwickelt und reist wieder ab. Mehr hat der Roman nicht zu bieten

Größter Schwachpunkt des Textes ist seine Beliebigkeit. Die Aktionen der handelnden Personen sind nicht motiviert, die Schauplätze der Handlung bleiben reine Kulisse. Ähnlich willkürlich werden Emotionen dargestellt: Der Ich-Erzähler trägt eine Mischung aus misanthropischem Überdruß und larmoyanter Indifferenz auf eine Weise vor sich her, die beim Leser heftigen Widerwillen erzeugt. Die anderen Figuren schwanken zwischen Hysterie, Depression, Angstzuständen, Wutanfällen, Euphorie und noch einigen weiteren läppischen Gemütszuständen - immer so, als hätte man einen Schalter umgelegt.

Gefüllt wird das dürre Handlungsgerüst mit Versatzstücken der gehobenen Trendkultur, vom prätentiösen Kochrezept bis zum gesellschaftsbeflissenen Konzertbesuch. Und alles wirkt wie zusammengesucht, abgeschaut und nachgeplappert; nichts davon selbst erfahren und authentisch.

Mir scheint, Gelich wollte mit aller Gewalt einen Text verfassen, auf dem in großen Buchstaben "Ich bin ein ambitionierter Autor " prangt. Allein, mit dieser Aufgabe war der Mann ganz offensichtlich überfordert.

Schlägt man das Buch zu, bleiben Enttäuschung, Ärger und die ratlose Frage, warum man nach den ersten drei Seiten weitergelesen hat - denn besser wird der Text anschließend auch nicht.