Nur eine dieser kleinen Geschichten ...



Auch dies das Ergebnis einer Aktion im ciao.de-Cafe. Die Vorgabe lautete:
„Aktion Kneipengeschichten: Zwei Männer sitzen in einer Kneipe, haben den Blues und betrinken sich. Und dann betritt natürlich diese Frau den Raum ... Wer macht aus diesem Plot, der so abgestanden ist, wie ein zwei Wochen altes Bier, eine anständige Geschichte.“



Was mache ich eigentlich hier? Im Hintergrund klimpert Musik, die Sonne flirrt durchs Kneipenfenster, Biergeruch zieht aus der Tischplatte vor mir. Die Sonne? Ja, es ist heller Tag, und ich sitze mit Geza an einem Ecktisch. Ein Wassertropfen rinnt auf verschlungenen Wegen am beschlagenen Glas herab.

Ich mag jetzt eigentlich kein Bier. Gezas Glas ist schon wieder leer. Er heult, und das zieht mich völlig runter.

„Sag mal ...“ beginne ich, zum dritten Mal jetzt. Er hört mich nicht. Ich fühle mich unbehaglich. Ich will nicht mittags in Kneipen herumsitzen. Und ich will Geza nicht beim Heulen zusehen. Aber wir kennen uns nun schon so lange.

„Das war doch, das war ...“ Ich fuchtele herum und suche nach Worten.

„Das war Scheiße!“ Geza ist jetzt wieder ganz bei sich. Und dann: „Wo Ela doch so häßlich ist.“

„Ja, geht's denn noch?“ Ich werde ärgerlich. „Wozu war das gut? Hast du Iris gesehen? Wie sie geguckt hat?“

„Ja. Ja doch!“ Er ballt die Fäuste und sieht auf den Tisch. Leiser: „Sonst wär's mir doch egal.“

Ich verstehe ihn nicht. Wir kennen uns seit ... ach, eigentlich immer schon. Und ich verstehe ihn nicht mehr. Ich habe Iris auch gesehen. Erst das Erstaunen, dann die Enttäuschung in ihren Augen. In diesen Augen, in denen ich fast einmal ertrunken wäre.


Geza lehnt sich müde zurück, hebt sein Glas und winkt damit Richtung Theke, ohne sich umzusehen. Kurz darauf hat er ein neues vor sich. Ich mag meins nicht mehr. Ich mag jetzt gar nichts.

Iris steht neben uns. Wir haben nicht bemerkt, wie sie hereingekommen ist. Sie wirft mir ein Lächeln zu. Dann stupst sie Geza an. Ganz leicht, wie das Kinder manchmal tun, wenn sie wissen möchten, ob man noch da ist.

„Komm, wir gehen nach Hause“, sagt sie leise. Geza zieht die Nase hoch und kommt unbeholfen auf die Füße.

Iris sieht noch einmal zu mir, ein wenig ratlos jetzt, aber sie lächelt immer noch. Wenn ich sie länger anschaue, ihre Augen, das Licht, das in der Haarsträhne spielt, bekomme ich einen Kloß im Hals. Ich trinke nun doch an meinem Bier, räuspere mich, sage aber nichts. Mensch, Iris ... hätte ich vielleicht sagen können, mehr nicht. Und was hätte das geändert.


Die beiden gehen. An der Tür wirft Geza mir noch einen Blick zu. Ich verstehe ihn nicht. Nicht mehr. Dabei waren wir Freunde all die Jahre. Glaube ich.